Die Sony Alpha One kam für alle aus dem Nichts und wurde vom Sony am 26.01.2021, mittels einer gross angelegten Online Präsentation vorgestellt.
Es handelt sich dabei um Sony's erste offizielle sogenannte "Flagship" Kamera, also das Beste was Sony aktuell im Sektor der spiegellosen Systemkameras (DSLM) zu bieten hat.
Die Spezifikationen waren einzigartig, es war ein Superlativ nach dem anderen mit dem Sony um sich geworfen hatte bei der Vorstellung. Nur schon 30 Bilder pro Sekunde (30 FPS) bei über 50 Megapixeln (MP) klangen grossartig und waren nebst einiger weiterer kleinerer Features, auch der Grund weshalb ich mir eine ohne sie zu testen, direkt am Tag der Vorstellung bestellt hatte.
Absolut Blackout freie 30 FPS bei 50MP inklusive der weitaus schnelleren Rechenleistung als bei der SONY A9ii (und die ist schon schnell), man spricht von cirka der 8-fachen Rechengeschwindigkeit, machten Sie in meinen Augen zumindest theoretisch zur ultimativen Wildlifekamera. Aber ist sie dies auch?
Nach mittlerweile knapp zwei Monaten im regelmässigen Einsatz kann ich sagen und dies mit gutem Gewissen: JA ist sie! Die Sony A1 ist alles in allem die aktuell beste spiegellose Systemkamera auf dem Markt. Kein anderes Model ist dermassen vollgepackt mit Features die so überzeugen, wie die Sony A1. Einzig die Canon R5 kommt der A1 in einigen Bereichen gefährlich nahe, hat vielleicht sogar den minimalst schneller greifenden Vogelaugenfokus, verliert diesen dafür etwas rascher und braucht minimal länger um wieder auf dem Objekt liegen zu kommen. In allen weiteren Bereichen ist sie der A1 allerdings meist mehr oder weniger unterlegen, dies allerdings zu einem weitaus attraktiveren Preis (Canon R5, Mai 2021 ca. 4470 CHF und Sony A1 circa 7'799 CHF), der vieles wieder relativiert. So gesehen ist die Canon R5 sicherlich aktuell der Preis-/Leistungssieger im Konkurrenzumfeld und eine absolut hervorragende DSLM-Kamera von Canon.
Was aber macht die A1 für Wildlife Fotografen so besonders? Nun, es ist die Kombination aus Speed, Crop-Fähigkeit dank 50MP, dem hervorragenden Autofokus-System, der tollen Farbwiedergabe, dem nicht Vorhandensein eines qualitätsmindernden AA-Filters und der schnellen Buffer- und Schreibgeschwindigkeit. Dabei habe ich die Videofähigkeiten noch gar nicht angesprochen und einkalkuliert, dies lasse ich für uns Fotografen einfach mal aussen vor.
Nachfolgend ein kurzweiliges Video welches euch die Fähigkeit des A1 Autofokus demonstriert. Ich habe bewusst nervöse, kleine Vögel bei mässigen Lichtverhältnissen ausgesucht. Je nach Umgebungs- und Lichtsituation ist der AF minimal besser, oder auch ein kleinwenig schlechter als die nachfolgend gezeigte Performance:
Es ist gut zu erkennen, dass die A1 einen exzellenten Job macht in Sachen Augenautofokus bei Vögeln. Gerade bei so kleinen und hektischen Tieren ist dies eine riesige Herausforderung. Selbst wenn der Eye-AF mal verloren geht, so sitzt er blitzschnell wieder, wenn sich der Vogel in Position dreht. Der Vogelaugenautofokus funktioniert dann am besten, wenn es im Auge des Vogel ein kleines Glanzlicht hat, dies hilft dem Sony Algorithmus das Auge als solches besser erkennen zu können. Auch ist es immer von Vorteil wenn der Vogel um das Auge herum nicht allzu dunkel ist. Schwarz um das Auge mit wenig Kontrast macht es der Sony A1 am schwersten das Auge zu erkennen.
Im Gegensatz zur Canon R5 welche "nur" über einen Tieraugenautofokus verfügt, besitzt die Sony A1 ein zweistufiges System: Einen Tieraugenautofokus, ideal für Säuger wie Hunde, Katzen, Kaninchen etc. und einen separaten extra für Vögel. Dies ist bei der R5 etwas geschickter gelöst, die Kamera erkennt alleine ob es sich um einen Vogel oder einen Hund handelt und greift zu, während man bei der A1 dies je nach Situation bzw. je nach Motiv immer mal wieder umstellen muss.
Allerdings ist anzufügen, dass im normalen Tieraugenautofokus auch Vogelaugen einige wenige Vogelarten gut erkannt werden. Allerdings funktioniert umgekehrt der Vogelaugen Autofokus nicht bei Tieren wie Hunden und Katzen. Im Zweifelsfall oder bei wechselnden Motiven würde ich daher immer dazu raten den AF auf Tiere einzustellen, die Schnittmenge an möglichen Treffern ist hier am grössten. Für die nahe Zukunft würde ich mir hier allerdings ein Firmware-Update seitens Sony wünschen welches dies wie bei der R5 kombiniert.
Hier noch ein kleiner Vergleich zwischen der Sony A1 und der Canon R5 mit meinem Naturfotografenkollegen und Biologen Fabian Fopp: Er freut sich übrigens über jedes Abo und jedes Like welches ihr ihm dort lässt ...
Um bei der Sony A1 auf die unglaublichen 30 Bilder pro Sekunde bei 50MP zu kommen, muss man einiges wissen. Da kann vieles schief gehen und es gibt noch immer zahlreiche Missverständnisse bei den Anwendern, die verzweifeln und meinen alles korrekt eingestellt zu haben. Sie bitten dann auf einschlägigen Internetforen um Hilfe weil sie nicht mehr weiter wissen. Im Grunde jedoch es ist extrem einfach, die 5 wichtigsten Punkte sind die Folgenden:
Der RAW Dateityp muss auf RAW komprimiert (sprich "lossy RAW") eingestellt werden
Der Fokus Modus bei AF-C (kontinuerlicher Autofokus) muss unter PriorEinst. bei AF-C auf Auslösen stehen (Man nennt dies auch "Auslösepriorität")
Wählrad oben Links steht auf H+
Kein Tracking aktiviert
Die verwendeten Objektive müssen original Sony Objektive sein, idealerweise GM-Linsen mit linearen Fokusmotoren. Third Party Linsen wie von Sigma oder Tamron bringen meist nicht mehr als 15 FPS.
Hier eine Liste der mit der Sony A1 und 30FPS kompatiblen Objektive: https://support.d-imaging.sony.co.jp/support/ilc/products/ilce1/continuousshooting/en/index.html
Nachfolgend sind die Einstellungen im Kameramenü zu Ihrer Hilfe visualisiert:
Diese 30 Bilder pro Sekunde sind dann komprimiert, allerdings nicht verlustfrei. Dies spielt aber eher für Landschafts-, Architektur- oder ggf. Porträtfotografen eine Rolle. Als Wildlife-Fotografen arbeiten wir sowieso oft am Limit und reizen die Möglichkeiten der Kamera aus. Gerade hohe ISO's bis 3'200 oder höher sind bei uns nicht wirklich eine Seltenheit, da wir meist schnelle Verschlusszeiten von 1/1250s oder gar kürzer benötigen. Da ist der Dynamikumfang dann sowieso nicht mehr der allzu Beste. Im Detail konnte ich aber im Vergleich RAW komprimiert und RAW mit Verlust komprimiert nicht wirklich feststellen. Dafür müsste man sicherlich mit Testcharts und dergleichen arbeiten, aber ich will ja fotografieren und nicht 90% der Zeit über Randschärfe, DR, ISO Rauschen etc. diskutieren ;-)
Apropos ISO Rauschen: Bei 50MP hat hat man natürlich gewisse physikalische Grenzen (Pixel-Pitch) über welche sich auf die lieben Sony Ingenieure nicht hinwegsetzen können. ABER: Was diese Kamera mit 50MP bei ISO's bis 6'400 zeigt ist hervorragend, vergleichbar mit der Sony A7RIII und spürbar besser als bei der A7RIV mit 61MP: Dort ist ab ISO 3'200 aus meiner Sicht fast immer Schluss mit guten, detailreichen Fotos.
Zum Thema Autofokus habe ich für euch ein Tracking eines Storchs im Flug erstellt. Es war offensichtlich, dass er die Flugbahn halten und hinter Büschen bzw. lichten Baumstrukturen vorbeifliegen wird. Die Frage war natürlich, wienlange bleibt der Autofokus am Vogel kleben oder wechselt der AF direkt auf die Bäume bzw. das Geäst im Vordergrund? Hier die Auflösung in Form einer kleinen Serie von Fotos:
Es ist unschwer zu erkennen, dass der Fokus stets auf dem Vogel bleibt, selbst wenn dem AF-System etwas im Weg steht. Natürlich hat nach dieser Sequenz der AF abgebrochen, da der Vogel nicht mehr zu erkennen war, was eine Kamera nicht erkennen kann, kann sie natürlich auch nicht weiterverfolgen. Tracking bei der Sony A1 funktioniert übriges "nur" bis maximal 20FPS, bei 30 FPS funktioniert diese Funktion nicht.
Weitere Beispiele und Informationen werde ich hier an dieser Stelle über die kommenden Wochen immer mal wieder ergänzen. Es gibt noch vieles zu testen bzw. vieles was ich bereits getestet habe, wird noch mit Video- oder Bildmaterial dokumentiert und untermauert.
Habt etwas Geduld mit mir .... ;-)
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