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Was ist das ideale Equipment für tolle Safari-Fotos?

Updated: Jul 19, 2021



Es erreichen mich häufiger E-Mails und private Nachrichten auf Facebook oder Instagram zum Thema: "Was benötige ich für gute Safari-Fotos?". Viele planen wohl bald eine ausgiebige Reise, und bei nicht wenigen scheint der afrikanische Kontinent auf dem Plan zu stehen. Da es nicht effizient ist auf alle Anfragen einzeln einzugehen, hinterlege ich euch meine Tips und Ratschläge auf meinem Blog, zum lesen und nachschlagen bei Bedarf. Da der Begriff Safari in aller Regel den Schwerpunkt auf Tiersichtungen hat, werden ich in diesem Beitrag meinen Fokus selbstverständlich auch auf die Tierfotografie legen.


Definition der Erwartungen an die Fotos

Eine der häufigsten Fragen an mich ist wohl welche Ausrüstung man denn für gute Fotos benötigt. Da klingeln bei mir sofort die Alarmglocken.

Der Begriff "gut" lässt sich nämlich extrem weit dehnen, je nachdem wie die persönlichen Ansprüche sind. Frag zwei Fotografen, und du erhältst zwei verschiedene Meinung zur Definition dessen, was gute Fotos ausmacht. In aller Regel ist es jedoch so, dass die Leute die nach solchen Auskünften fragen, nicht zwingend grosse fotografische Vor-Erfahrung besitzen und meist auch mit eher einfachen aber technisch soliden Fotos absolut zufrieden sind. Sie wollen einfach nur Erinnerungen heimbringen und nicht im lokalen Foto-Club damit angeben oder gar einen Fotowettbewerb gewinnen.


Aber es gibt eben auch jene darunter, die sich auf Instagram, Youtube und Co von den vielen tollen Fotos beeindrucken lassen. Sie wissen jedoch meist nicht, was es wirklich dazu braucht, damit solche Bilder möglich werden. Es bleibt aber bei einigen die Erwartungshaltung, ihre Bilder müssten dann auch so, in eben diesem Look daher kommen.


Erfahrung & Wissen vs. Technik

Es ist sehr wichtig zu verstehen, dass gute Technik zwar definitiv seine Berechtigung hat, am Ende jedoch Erfahrung und Know-How fast immer gewinnt. Der versierte Amateur wird mit einer entry-level Ausrüstung im Schnitt definitiv die schöneren Fotos schiessen, wie der Laie mit der 25'000 Euro Profiausrüstung.


Das ist also schon mal die erste, eigentlich richtig gute Nachricht. Hochwertiges Equipment kann definitiv helfen, ist aber am Ende meist nicht zwingend matchentscheidend :-)


Wo liegt dein maximales Budget?

Der finanziell mögliche Rahmen, gibt im Grunde schon mal extrem viel vor. Wenn du lediglich 2'000 oder max. 3'000 Euro Budget hast, dann müssen wir gar nicht erst im Regal ganz oben suchen gehen. Wir beschränken uns dann direkt auf etwas ältere Gebrauchtsysteme oder halt die aktuelle Einstiegsklasse. So kann man bereits viel Druck raus nehmen und die Erwartungshaltung angleichen.


Wildlife Fotografie ist generell überaus komplex und anspruchsvoll

Für gute Wildlife Fotos braucht es eben noch viel mehr als nur das Equipment oder technisches bzw. fotografisches Verständnis. Daher erlaube ich mir einen kurzen Exkurs in ein ganz anderes, fast noch wichtigeres Themenfeld. Es hilft enorm wenn man sich mit dem Verhalten von Tieren auskennt, wenn man ihre bevorzugten Habitate kennt und ihre Bewegungsrouten und Tagesabläufe versteht. Die besten Fotos sind oftmals nicht einfach nur zufällig entstanden, sondern entspringen grosser Erfahrung, Planung und auch Geduld.


Mit dem Auto einfach nur ziel- und planlos durch den Nationalpark fahrend, hat selten jemandem grossen Erfolg gebracht - klar tolle Zufallssichtungen gibt es immer, aber meist steckt der Schlüssel zum Erfolg in einer soliden Planung.


Beispiel gefällig?


Schauen wir uns doch mal die Löwen an. Nebst den Elefanten und Nashörnern, sind sie wohl die beliebtesten Tiermotive auf Safari. Löwen sind extrem faule Tiere, sie schlafen oder faulenzen cirka 15-17 Stunden am Tag. Daher gibt es auch diese vielen, immer gleichen und eher langweiligen Löwenfotos. Die Chancen stehen also gut, dass du als klassischer Safaritourist, sowas vorfinden wirst:

Sony A9ii + Sony 135 F1.8 GM @ F7.1, 1/160s und ISO 100

Fotos von Tieren werden jedoch immer dann spannend, wenn diese etwas machen bzw. man eine Interaktion zeigen kann. Das kann mit der eigenen Art sein, beispielsweise Mutter mit Jungem, oder es kann auch auch die Jagd auf Beute oder das Verjagen eines Beuteräubers etc. sein. Sobald Tiere etwas machen, kann auch ein Gefühl bzw. Emotionen in Richtung Betrachter transportieren.


Solche Fotos setzen allerdings voraus, zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein, ggf. einer Gruppe von Tieren länger zu folgen bzw. diese für einige Stunden zu beobachten. Ebenfalls benötigt man dazu bestmöglichen, nahen Zugang zum Motiv - Was oft nur über spezialisierte Anbieter, sicher und stressfrei möglich ist.


Damit erhöhen sich die Chancen am Ende auch andere Fotos von Löwen zu bekommen:

Sony A1 + Sony 400 F2.8 GM @ F2.8, 1/1600s und ISO 800

Sony A7SIII + Sony 400 F2.8 GM @ F2.8, 1/800s und ISO 12'800

Sony A1 + Sony 600 F4 GM @ F4.0, 1/3200s und ISO 800

Sony A1 + Sony 400 F2.8 GM @ F2.8, 1/3200s und ISO 640


In was soll ich denn nun investieren?

Auf alle Fälle nicht zwingend und primär in deine Ausrüstung. In erste Linie rate ich dir bezüglich Safari-Fotografie dazu, dich mit einem darauf spezialisierten Anbieter in Verbindung zu setzen.


Professionelle Anbieter von Fotoreisen bringen dich meist näher ans Geschehen, und sowohl dein Guide als auch der Fahrer, haben immer fotografisch relevante Gesichtspunkte vor Augen und sind bemüht dir stets den besten Winkel, das beste Licht oder die bestmögliche Nähe zum Motiv zu bieten. So gelingen auch mit relativ einfacher Ausrüstung ganz tolle Fotos.


Bevor du nun viel Geld für (neues) Equipment ausgibst, investier lieber etwas mehr in deine Reise, und buche dir für den einen oder anderen Teil der Reise spezialisierte Anbieter. Das kostet zwar etwas mehr, versorgt dich aber meist mit spannenderen und spezielleren Motiven. Zwei der mit Abstand relevantesten Stichworte zu erfolgreicher Wildlife-Fotografie heissen nicht umsonst: ZUGANG & NÄHE

Boot von Foto-Safari Anbieter Pangolin Foto Safaris (https://www.pangolinphoto.com )


In den Grundprinzipien funktioniert die Wildlife-Fotografie, wie die klassische Porträtfotografie von Menschen. Wenn du beim Betrachter das Gefühl von Nähe und Intimität wecken willst, dann musst du auch nahe am Motiv sein und nicht mit >800mm Brennweite aus dem Auto, oder Versteck heraus fotografieren.

Sony A7RIV + Sony 24-70 F2.8 GM @ 24mm, F5.0, 1/250s und ISO 100


Aber warum rennen dann alle Profis mit diesem teuren Equipment rum?

Dies hat gleich mehrere Gründe. Zum einen verdienen Profis damit Ihren Lebensunterhalt und da zählt jedes bisschen Extraqualität etc. ob man den Auftrag bekommt oder eben nicht. Ebenso spielen sich viele der spannendsten Szenen in der Wildlife-Fotografie am frühen Morgen oder späten Abend ab, da hilft es definitiv eine Ausrüstung zu haben die einem erlaubt bereits 15-20min vor bzw. nach den anderen noch fotografieren zu können.


In diesem Bereich wird exorbitant viel Geld ausgegeben, für nur wenige Minuten Extrazeit, ein Quäntchen mehr Schärfe, Kontrast, schönere Separierung, schnellerer AF-Speed oder ein besseres Gegenlichtverhalten usw.


Der Laie kann die wenigsten dieser Vorteil sinnvoll ausnutzen, weshalb es meist keinen grossen Sinn macht solch erhebliche Investitionen zu tätigen- ausser natürlich man will es einfach und kann es sich leisten.


Was aber sind denn nun die Mindestanforderungen an das Equipment?

Mindestanforderungen als solche existieren eigentlich gar nicht, da jeder ein anderes Profil, Kenntnisse und andere Qualitätsansprüche besitzt. Ich kann euch nachfolgend nur einige Ratschläge und Empfehlungen, aus meinem Erfahrungsschatz vieler Afrikareisen mit auf den Weg geben.


Kameratyp (APSC vs. Vollformat)

APSC oder Vollformat ist eigentlich egal. Eine Crop.Kamera (APSC) hat natürlich den Vorteil dass sie mit der identischen Linse etwas mehr Reichweite hat als eine Vollformatkamera (und zwar um den sogenannten Crop-Faktor (https://www.ifolor.ch/inspirationen/crop-faktor-bei-dslr-kameras ). Die Vollformat Kamera ist meist etwas besser bei schlechten Lichtverhältnissen und hat in aller Regel die etwas bessere Freistellung.


Mit APSC bist du aber meist etwas kompakter, leichter und preiswerter unterwegs als mit Vollformat.


Handy-Fotografie

Vielen werden jetzt denken, spinnt der Typ jetzt vollkommen, was soll ich denn mit einem Handy aus Safari? In der Realität kommt man aber gerade Giraffen, Elefanten, Antilopen, teilweise auch Löwen etc. relativ nahe. Da kann eine gute Handy-Kamera aus einem Modell der letzten 2-3 Jahre absolut hervorragende Dienste leisten und bereits den Bereich eines guten Weitwinkels solide abdecken. Auch die RAW Fotografie ist damit möglich. Wer also leicht reisen möchte, kann einen nicht unwichtigen Brennweitenbereich, bereits mit seinem Smart-Phone abdecken. Vor knapp 10 Jahren wäre dies noch undenkbar gewesen ..


Objektive

Brennweiten

Die meisten denken immer man braucht mindestens 600mm Brennweite und sogar noch Telekonverter, denn sonst ginge auf Safari nichts. Das stimmt nur sehr bedingt, denn aus meiner Erfahrung kommt man auf Safari den meisten Tieren überraschend nahe. Also wenn man nicht gerade auf kleine Vögel spezialisiert ist, dann würde ich sagen mit bis zu 400mm bist du bestens bedient. Oft ist sogar 400mm noch zu viel ;-)

Diese Löwin kam von sich aus selber immer näher und plötzlich waren 400mm Festbrennweite eigentlich schon zuviel des Guten.

Sony A1 + Sony 400 F2.8 GM @ F2.8, 1/1250s und ISO 2500


Tele Festbrennweiten oder Telezooms

Wenn für dich maximale Flexibilität ein grosses Thema ist und du es höher gewichtest als maximal Bildqualität, dann solltest du dich nach guten Telezooms umsehen. Das sind meist so 100-400, 200-500, 150-600 oder 200-600mm Objektive der Kamera Hersteller oder "Third Party" Linsen wie die von Tamron und Sigma zum Beispiel.

  • Hier liegst du im Preisrahmen von circa 1200-2'500 Euro/Objektiv (Neupreis!)


Wenn du die maximale Bildqualität willst, gerne mal Telekonverter adaptieren möchtest und viel in speziellen und schwierigen Lichtsituationen fotografierst (Gegenlicht, frühmorgens oder spätabends), dann kommen würd dich eigentlich fast nur Festbrennweiten wie 400mm F2.8 oder 600mm F4 in Frage. Ebenso wenn du maximal Freistellung deines Motivs möchtest bzw. schnelle Action einfangen willst, da brauchst du möglichst offenblendige, lichtstarke und schnell fokussierende Linsen.

  • Hier liegst du dann im Preisrange von 9'000-14'500 Euro/Objektiv (Neupreis!)


Welche Kamera (Hersteller)?

Da bin ich jetzt ganz mutig und behaupte mal es spielt stand heute fast keine Rolle mehr, sofern du nicht in der obersten Liga mitspielen möchtest. Eine halbwegs aktuelle DSLR/DSLM mit 20-40 Megapixeln, solidem Autofokus und um die 6-10 Bilder pro Sekunde Serienfeuer reicht allemal für tolle Safari-Bilder. Ganz besonders dann, wenn man sich einem spezialisierten Anbieter von Fotosafaris anschliesst. Auch gute Bridgekameras können heutzutage einiges leisten. Jedoch für Vögel bzw. speziell Vögel im Flug "BIF" könnte es etwas eng werden, wenn die Technik nicht passt.


Bessere Ausrüstung braucht nur wer wirklich die Grenzen ausloten möchte, mit seinem System bereits an (technische) Grenzen stösst oder spezielle kreative Umsetzungen machen will, bei denen ein günstigeres System im Work-Flow hinderlich wäre.


Weshalb denn immer dieser Hype um's Equipment?

Marketing, das haben-wollen-Gefühl, man nennt es auch Neu-Deutsch "GAS" = Gear Acquisition Syndrome usw. Die Hersteller wollen verkaufen und wir wollen immer das Neuste und Beste und denken dies würde dann alle unsere eigenen Unzulänglichkeiten "kaschieren".


Sämtliche Kameras die vor 5,10 oder auch 15 Jahren bereits tolle Wildlife Fotos produziert haben, können dies auch heute noch in kundiger Hand. Verändert hat sich eigentlich nur, dass mit den aktuellen Systemen auch ein weniger begabter Laie in der Lage ist zumindest halbwegs scharfe und kaum verwackelte Fotos zu schiessen.

Sony A7SIII + Sony 600 F4.0 GM @ F4.0, 1/2000s und ISO 400

Deine Ansprüche, dein Budget, deine Art vom Reisen (leicht, kompakt etc) und deine Fähigkeiten, sind die Basis zur Entscheidungsfindung zum besten Equipment für dich.


Aber wie bereits erwähnt, die besten Fotos sind nicht abhängig von deinem Equipment, sie zeigen spezielle Momente, Kompositionen, Lichtstimmungen etc.


Weiterhin viel Spass bei deiner Wildlife-Fotografie :-)













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